„Sie war nicht tot, aber sie wurde zu den Leichen geworfen. […] Sie stammte aus Gleiwitz“

Das Lager Zgoda bestand bis November 1945. Ab Februar desselben Jahres unterstand es dem polnischen Sicherheitsdienst. Eine der Personen, die das Grauen dieses Ortes überlebt hat, war Dorota Boreczek.

Dorota Boreczek wurde in Kattowitz geboren. Über die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sprach sie mit großer Wärme. Sie erinnerte sich an die Harmonie und das enge Miteinander ihrer Familie, die in unmittelbarer Nachbarschaft lebte. Diese Idylle wurde durch den Krieg plötzlich unterbrochen. Und als dieser nach langen Jahren endlich zu Ende ging, hofften alle – auch Frau Boreczek und ihre Familie – auf ein normales Leben in Frieden. Doch sie wussten damals nicht, dass das Grauen nicht zu Ende war – es hatte nur sein Gesicht verändert.

Bis zu ihren letzten Lebenstagen sprach Frau Boreczek mit Angst und Schmerz über das Kriegsende und die schwere Nachkriegszeit – eine Zeit, die in vielen Teilen des heutigen Polens, insbesondere in Oberschlesien, von Gewalt und Willkür geprägt war. Die sogenannte „Befreiung“ durch die Rote Armee und die Errichtung von kommunistischen Arbeits- und Konzentrationslagern in dieser Region waren über viele Jahrzehnte ein Tabuthema.

Zwischen 1945 und 1950 existierten in Polen über zweihundert solcher Lager. Inhaftiert wurden dort Menschen, die als Feinde der neuen Macht galten: Schlesier, Ukrainer, Lemken sowie Polen – oft ehemalige Soldaten der Heimatarmee. Viele gerieten aber auch nur deshalb in Haft, weil sie über Besitz verfügten, der durch fingierte Anklagen enteignet wurde. So war es auch bei Dorota Boreczek und ihrer Familie. Im Alter von nur 14 Jahren erlebte sie das Grauen des Lagers Zgoda. Ihre Erinnerungen daran teilte sie mit unserer Redaktion im Jahr 2012.

Heute ist Dorota Boreczek nicht mehr unter uns. Doch ihr Engagement, das Gedenken an die Opfer des Lagers Zgoda lebendig zu halten, war nicht vergeblich.