Der alte Brauch lebt!

Seit mehreren Jahren kann man in Oberschlesien eine steigende Tendenz der Maibaumaufstellung beobachten. Sehr oft wird diese sehr alte und schöne Tradition von der deutschen Minderheit aufgegriffen.

In Tworkau, im Landkreis Ratibor, hat der Deutsche Freundschaftskreis schon vor Jahren damit begonnen, in den ersten Maitagen den Maibaum aufzustellen. An der ganzen Zeremonie, den Vorbereitungen haben sich natürlich alle Dorfbewohner beteiligt, die Initiative ging jedoch von der deutschen Minderheit aus. Auch dieses Jahr konnten sich die Dorfbewohner auf den Maibaum freuen, der immer mit einem Familienfest verbunden ist. 

Vor Jahren zählte Tworkau zu den wenigen Ortschaften, in denen man den Maibaum aufstellte, dies hat sich jedoch geändert! Von Jahr zu Jahr entscheiden sich immer mehr Dörfer, diese Tradition wiederzubeleben. Wiederzubeleben, weil vor dem Zweiten Weltkrieg die Maibäume sehr populär waren. 

Bei Maibäumen handelt es sich meist um große, hohe Stämme, die an einem zentralen Platz im Ort aufgestellt werden. Natürlich wird dieses Verfahren im Rahmen einer feierlichen Zeremonie durchgeführt und sehr oft von einem Familienfest begleitet.

Je nach Region kann die Gestaltung der Maibäume sehr unterschiedlich aussehen. Die Maibaum-Tradition verlangt allerdings, dass die Spitze ein buntgeschmückter Nadelbaum ist und, je höher und bunter, desto besser. Vielerorts sind die Bäume nicht nur ein Sinnbild der Tradition, sondern spiegeln auch die Zünfte der Gemeinden und Städte wider. So sind an den Maibäumen Wappen der Handwerker angebracht, die die wirtschaftliche Stärke des Ortes darstellen. Unter anderem Berufsgruppen der Zimmermänner, Friseure, Maurer und Landwirte.

In vielen Orten, so auch in Tworkau, werden die Maibäume per Hand von jungen Männern aufgestellt, was schon eine enorme Leistung ist, denn sie sind nicht nur schwer, sondern auch enorm hoch. Oftmals singt man nach der Aufstellung gemeinsam Mailieder, was Agnieszka Dłociok, die Vizevorsitzende des Deutschen Freundschaftskreises, bestätigt: „Die Maibaumtradition kenne ich schon seit meiner Kindheit, in meiner Ortschaft wurde jedes Jahr der Maibaum aufgestellt. Alle haben dann gemeinsam Mailieder gesungen. Dieses Jahr war ich schon bei drei Maibaumfesten. In Dombrowka stellte man den Maibaum zum dritten Mal auf, ich war auch in Kottulin und in Plawniowitz. Obwohl sich die Feiern voneinander unterschieden haben, hatte ich bei allen drei großen Spaß. Es freut mich, dass die Tradition des Maibaums wieder immer beliebter und immer öfter gepflegt wird.“

Monika Plura