Es ist eine Herzenssache

Das Lagertor Zgoda ist ein Ort der Erinnerung an die sogenannte Oberschlesische Tragödie. Ein Ort, der aus Herzenssache entstanden ist. Ehrt jedoch dieser Ort in jetziger Form das Andenken an die Opfer der schrecklichen Geschehnisse angemessen? Zeigt er den Ausmaß der Tragödie? Genau diese Frage wurde bei der Debatte „Zgoda – jaka pamięć?“ am 18. Juni 2021 im Stadtkulturzentrum in Ruda beantwortet.

Die Debatte eröffneten Reden der Experten. Einführend hat das Wort Professor Ewa Michna von der Jagellonen-Universität ergreifen.  Sie befasst sich seit Jahren mit dem Thema der ethnischen Minderheiten. Professor Michna erklärte warum eine ethnische Gruppe so sehr mit dem Kollektivgedächtnis verbunden ist. Und dieses wiederum mit Gedenken und Pflege der Erinnerung. Erwähnt wurde auch der Begriff der historischen Diskriminierung.

Diese eigene Geschichte wird am Lagertor Zgoda erzählt, u. A. dank Engagement der deutschen Minderheit. Debattiert wurde jedoch nicht die Art des Gedenkens, sondern der Gedenkort alleine. Ehrt dieser Ort in seiner jetzigen Form  die Opfer der sog. Oberschlesischen Tragödie  angemessen? Die Geschichten, die derzeit in Herzen vieler Opfer getragen und geschützt werden, findet man nämlich vor Ort am Lagertor im Alltag sehr wenig oder gar nicht. Dies sprach Leszek Jodliński an, in seiner Rede über die mögliche Form und Art der Einrichtung des Gedenkens am Lagertor Zgoda.

Leszek Jodliński war skeptisch bezüglich der Idee der institutionellen Bildung eines Zgoda-Gedenkmuseums. Seiner Meinung nach ist dies nur durch eine Bürgerinitiative der interessierten Gruppen möglich, also der Schlesier, der Deutschen, denen die Pflege dieser Erinnerungen am Herzen liegt.

Die Einrichtung eines würdigen und informationsreichen Gedenkortes am Lagertor Zgoda ist keine leichte Aufgabe. Aber auf jeden Fall eine wichtige. Dies betonte Redakteurin Anna Malinowska, Autorin des Buches über Salomon Morel, Komandant des Lagers Zgoda.

Einen Projekt eines Denkmals  gibt es schon seit paar Jahren. Seine Entstehung ist Herzenssache, betonte Dr. Ing. Henryk Mercik, einer der Initiatoren der Organisation der Debatte. Andere Initiatoren waren auch Dr. Jerzy Gorzelik und Eugeniusz Nagel vom DFK Kreisverband Kattowitz.

Die Teilnehmer der Debatte betonten oft, dass derzeit nur – aber zum Glück – das Lagertor ein Symbol der schrecklichen Geschehnisse hinter dem Tor des Lagers Zgoda ist. Wem das zu verdanken ist betonte in seiner Rede Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, der als Vertreter der deutschen Minderheit an der Debatte teilgenommen hat. Er betonte auch die Rolle der bürgerlichen Initiative, die seit Jahren in Zgoda zu finden ist.

Gerhard Gruschka ist eine Person, ohne der man sich die Gedenkfeiern am Lagertor Zgoda nicht vorstellen kann. Sein Engagement ist von unschätzbarem Wert. Viele Menschen, viele Organisationen, Bewegungen und Gruppen, bemühen sich seit Jahren um den Denkmal Lagertor Zgoda. Es entsteht also die Frage: warum geschah dies bisher noch nicht? Warum wurde der Denkmal, dessen Projekt schon seit Jahren existiert, nicht erbaut? Diese Frage beantwortete zum Schluss der Debatte Izabella Kühnel, die seit Anfang an als Mitarbeiterin von Gerhard Gruschka in die Arbeiten eines Komitees zum Bau des Denkmals  engagiert ist.