Größte Kundgebung der Deutschen in Polen

Vor 30 Jahren wurde in Lubowitz eine der wichtigsten und zugleich größten Kundgebungen der in der Heimat verbliebenen Deutschen veranstaltet. Am 20. Juli 1990, nach der offiziellen Registrierung der einzelnen Verbände der deutschen Minderheit in Polen im Frühjahr, versammelten sich an der Schlossruine in Lubowitz geschätzte 15.000 Menschen, um an der Europakundgebung teilzunehmen. Dieses besondere Ereignis soll 2020 gefeiert werden. Die Festveranstaltung organisieren am 18. Juli 2020 der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen und das Oberschlesische Eichendorff - Kultur- und Begegnungszentrum. Über einige Details sprach Anita Pendziałek mit Pawel Ryborz, dem Leiter des Zentrums.


Vor 30 Jahren, am 20. Juli 1990, wurde die Veranstaltung mit einem deutschsprachigen Hochamt eingeleitet. Wird das dieses Jahr auch der Fall sein?

Natürlich. Vor uns steht eine große, wichtige Feier. Diese wird das Zentrum gemeinsam mit dem VdG vorbereiten. Wir mussten leider wegen der Pandemie einiges ändern, aber immerhin kommt die Festveranstaltung zustande. Am 18. Juli beginnen wir mit der Hl. Messe um 15 Uhr. Es wird eine konzelebrierte Messe sein mit Pfarrer Dr. Henryk Rzega, der auch vor 30 Jaren schon mit dabei war. Er wird auch dieses Mal mit dabei sein, wird die Messe leiten und die Predigt halten. Eingeladen sind natürlich auch der Seelsorger der deutschen Minderheit in Polen, Pfarrer Piotr Tarliński, sowie Prälat Johannes Szywalski. Es wird sicherlich eine feierliche Messe sein.

Damals fand nach der Hl. Messe die Großveranstaltung vor der Schlossruine statt. Heute ist auch ein kultureller Teil geplant. Welche Punkte umfasst er?

Der kulturelle Teil beginnt um 16:30 Uhr und wird im Konferenzsaal des Eichendorffzentrums stattfinden. Vorgesehen sind Grußworte von Persönlichkeiten, die vor 30 Jahren bei der Europakundgebung mit dabei waren. Das werden Videobotschaften vom damaligen BdV-Generalsekräter Hartmut Koschyk sowie von Bernd Posselt und Knut Abraham sein. Dann kommt eine Filmvorführung, die die Ereignisse von 1990 hier in Lubowitz mit Aufnahmen von damals näherbringt. Der Film zeigt, wie die Manifestation verlaufen ist. Zum Schluss kommt noch ein Konzert unter dem Titel: „Memento”. Das Konzert wird von Marta Klubowicz geleitet. Auftreten werden u. A. Fred Apke, Piotr Andrzej Walewski und Ola Maurer. Wir hoffen, dass das eine hervorragende Veranstaltung sein wird.

Vor 30 Jahren war Lubowitz verstopft – ich habe von Hunderten Reisebussen und Zigtausenden Menschen gelesen. Leider werden wir nicht die Gelegenheit haben zu erfahren, ob so viele Menschen erneut sich versammelt würden. Wie wird die Veranstaltung in der gegenwärtigen Pandemie-Situation verlaufen?

Die Hl. Messe wird offen sein. Hier gelten die sanitären Regeln, die allgemein gegenwärtig in der Kirche sind. Der kulturelle zweite Teil wird nicht für alle offen sein. Es wurden persönliche Einladungen verschickt. Man kann also vor Ort den zweiten, kulturellen Teil leider nur auf Einladung besuchen. Wir haben im Eichendorffzentrum nicht so viel Platz. Falls die Anzahl der Gäste zu hoch wäre, hätte das Zentrum Probleme. Alles, auch der kulturelle Teil wird natürlich online live übertragen. Wir laden alle zu der Übertragung ein, die man auf unserer Internetseite www.eichendorff.pl und auf der Website des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen www.vdg.pl dann am 18. Juli besuchen kann.

Obwohl ich in der Nähe von Lubowitz wohne, war ich damals zu jung, um an der Kundgebung teilzunehmen. Ich habe jedoch Jahre später von den DFK-Mitgliedern aus Gammau über diese Großveranstaltung erfahren. Und Sie? Waren Sie mit dabei?

Ich war damals mit meiner Mama hier. Es waren so viele Leute da, dass ich die Bühne nicht sehen konnte. Das war eine richtige Kundgebung in europäischem Ausmaß. Die Menschen hier waren wirklich begeistert. Die Veranstaltung war wirklich groß. Mit dabei waren auch große Persönlichkeiten - seine Kaiserliche Hochheit Dr. Otto von Habsburg, damals Mitglied des Europaparlaments und Vorsitzender der Pan-Europa-Union. Auch die zwei berühmten Ratiborer: Dr. Herbert Hupka, damals Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und der berühmte Prediger Pater Johannes Leppich. Das war eine wahnsinnig wichtige Sache, die dann auch als Europakundgebung bezeichnet wurde und weiterhin wird. Auch deswegen, weil hier Menschen aus Deutschland und aus Tschechien waren, also außerhalb Oberschlesiens. Das waren die ersten Monate nach der offiziellen Gründung der DFK-Verbände. Es war kurz nach der Wende. Ich habe diese Veranstaltung wirklich bewundert und bewundere es deswegen, weil so viele Menschen extra hier nach Lubowitz gekommen sind.