Notizen aus Hindenburg

Er ist ein Hobbymaler, ein Autodidakt. Doch in Hindenburg (Zabrze) kennt fast jeder seine Werke. In ihnen ist vor allem die städtische und industrielle Architektur zu finden. Józef Jonik, seit vielen Generationen ein Hindenburger, feierte letztens das 25 Jubiläum seiner künstlerischen Tätigkeit. Aus diesem Anlass gab es eine Ausstellung „Notizen aus Hindenburg“, die eine Rekordzahl an Besuchern verzeichnete. Über seine größte Leidenschaft sprach mit dem Künstler Michaela Koczwara.

In diesem Jahr feiern Sie das 25. Jubiläum ihrer künstlerischen Tätigkeit. Wie hat das ganze Abenteuer mit der Malerei angefangen?

Als ich jung war, habe ich sehr gerne gemalt, es hat mir sehr viel Freude gemacht. Meine Klassenkameraden in der Volksschule haben auch gemalt, aber ich wurde sehr oft ausgezeichnet und mit guten Noten belohnt. Das freute und motivierte mich. Nach der Volksschule habe ich aber einen anderen Beruf gewählt. Ich wohnte in der Nähe einer Tischlerei und habe mich auch sehr schnell für das Holz interessiert und so wurde ich zum Modellschreiner ausgebildet. In der Hindenburger Hütte habe ich über 40 Jahre als Modellbauer gearbeitet. Dieser Beruf gab mir auch die Möglichkeit, meine künstlerische Begabung ein bisschen zu entwickeln und zu verbessern. Modellbauen heißt auch schnitzen, drechseln und skizzieren. Als Rentner im Ruhestand hatte ich richtig Zeit gehabt um zu malen. Und so konnte ich endlich meinem Traum aus der Kindheit nachgehen. Ich habe angefangen zu malen. Angefangen habe ich mit den sakralen Gebäuden, seien es Kirchen, Kapellen oder Wegkreuzen, die in meiner Heimatstadt aber auch der Umgebung verstreut sind. Aus Nostalgie zu meinem Vaterland Oberschlesien habe ich auch zahlreiche Landschaften, Schlösser und Rathäuser gemalt. Später hab mich auch für die industrielle Seite von Hindenburg interessiert und so kamen aufs Papier Gruben, Hütten oder Bahnhöfe. Hauptsächlich male ich Aquarelle, aber auch in Öl. In meinen Arbeiten ist auch Grafik zu finden und ich greife gerne zum Bleistift und Buntstift.

In diesen vielen Jahre wurden ihre Werke mehrmals der Öffentlichkeit gezeigt. Können sie sich noch erinnern, wie viele Ausstellungen es gab und wo?

Es waren fast 60 Ausstellungen in ganz Schlesien, aber nicht nur. Ich wurde zu verschiedenen Festen und Veranstaltungen eingeladen. Auch in den Schulen wurden meine Werke präsentiert. Eine von meinen Ausstellungen war nur oberschlesischen Schlössern gewidmet. Das waren über 40 Bilder im Format A4. Dafür hab ich sogar selbst die Staffeleien angefertigt. Diese Ausstellung wurde dann auch in verschiedenen Schlössern gezeigt z.B in Groß Stein, Moschen, Neudeck, Naklo oder Plawniowitz. Da ich auch ein aktives Mitglied der deutschen Minderheit bin, hab ich auch meine Arbeiten in unserer DFK-Ortsgruppe Mikultschütz mehrmals präsentiert. Meine letzte Ausstellung „Notizen aus Hindenburg“ gab es in dem Kulturzentrum Guido, hier in Hindenburg anlässlich meines 25. Jubiläums der künstlerischen Tätigkeit. Und diese Ausstellung erfreute sich eine sehr großen Interessen seitens der Bewohner so, dass sie sogar um einen Monat verlängert wurde. Für mich ist das eine große Anerkennung.

In Ihren Werken sind auch viele Gebäude zu finden, die man jetzt vergebens in Hindenburg suchen würde, die gibt es einfach nicht mehr. Woher wussten sie, wie diese ausgesehen haben?

Als Sammler von verschiedenen alten Postkarten und Fotos hatte ich eine erleichterte Aufgabe. Dank meiner Sammlung konnte ich so ähnlich wie es nur möglich war die Stadt mit ihrer Architektur nachmalen. Darunter die schönen Häuser im Jugendstil, gepflegten Parkanlagen, die vielen Kinos, Wohnungssiedlungen, Bahnhöfe. Manchmal versuchte ich auch etwas aus meinen Erinnerungen zu malen, so wie ich die Stadt im Gedächtnis habe. In den Jahren 1903-1907 wurden in Hindenburg sehr viele Fachwerkhäuser gebaut. Damals waren diese richtig bekannt, sodass auch Delegationen aus anderen Ländern zu uns kamen, um diese Gebäude zu sehen und zu bewundern. Viele von diesen Gebäuden oder Parkanlagen, die ich gemalt habe, gibt es nicht mehr oder sind in einem sehr schrecklichen Zustand. Das betrübt mich sehr, dass damit nichts gemacht wird. Von den alten Gebäuden habe ich schon fast alles gemalt. Heutzutage entstehen in Hindenburg natürlich auch neue Gebäude und paar davon habe ich auch schon aufs Papier gebracht wie z.B. unseren riesengroßen Kinokomplex.

Haben sie vielleicht auch ein Lieblingsgebäude, das Ihnen am meisten am Herzen liegt?

Ja, unser Casino Donnersmarckhütte, heute ist das Teatr Nowy. Das ist wirklich ein schönes Fachwerkhaus, gehalten im Jugendstil. Nicht nur von außen, wo der dreieckige Erker mit Elementen mit Stuckarbeit dekoriert wurde, aber auch von innen mit den schönen Blumen- und Pflanzenmotiven auf den Balkonen und Säulen. Aber nicht nur bloß dieses Gebäude, es sind mehrere wie das alte Rathaus, Kino Roma oder das schöne Krankenhaus an der 3 Maja Straße.

Können Liebhaber ihres Talentes in der Zukunft neue Werke erwarten?

Ich habe noch Wünsche und Pläne, was ich machen könnte. Leider in diesem Alter, in dem ich bin, muss man schon manche Sachen ein bisschen begrenzen und auch manchmal Stopp sagen. Meine Sehkraft ist nicht mehr so stark und auch die Hand ist nicht mehr so ruhig und stabil wie sie sein sollte. Obwohl der Wille und Lust zum weiteren Malen da ist, wird es von der Gesundheit stark begrenzt.