Bundestag ohne Geheimnisse
Eine Möglichkeit, die Abläufe im Deutschen Bundestag mitzuverfolgen, das deutsche parlamentarische System und politische Entscheidungsprozesse kennenzulernen sowie praktische Erfahrungen im Bereich der parlamentarischen Arbeit zu sammeln, bietet das Internationale Parlamentsstipendium (IPS) an, also ein 13 Wochen langes Stipendium bei einem Abgeordneten des Deutschen Bundestages.
Das IPS richtet sich an hochqualifizierte junge Menschen, die sich für Politik interessieren und nach Absolvierung des Stipendiums in ihrem Herkunftsstaat die demokratische Zukunft ihres Landes aktiv und verantwortlich mitgestalten wollen.
Während dieses Stipendiums arbeitet man in Berlin im Büro eines Abgeordneten des Bundestages. Die politischen Präferenzen der Kandidaten werden meistens berücksichtigt, aber bei so vielen Stipendiaten gelingt es nicht immer, für die gewünschte Fraktion zu arbeiten. Dieses Stipendium bedeutet nicht nur Arbeit in einem Abgeordnetenbüro. Die Teilnehmer des Stipendiums erhalten auch den Studentenstatus und dürfen sich an allen drei Berliner Universitäten, also der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Berlin immatrikulieren. Den Teilnehmern des Stipendiums steht also all das zu, was jedem Studenten in Berlin zusteht, darunter u.a. verschiedene Ermäßigungen und Privilegien. „Außerdem, neben der Arbeit im Abgeordnetenbüro, gibt es auch Treffen, Konferenzen und Reisen, an denen wir teilnehmen können. Wir lernen auch politische Stiftungen in Deutschland kennen, was meiner Meinung nach eine wertvolle Erfahrung ist, denn diese gibt es bei uns in Polen nicht“, sagt Anna Kokolus, eine ehemalige IPS-Stipendiatin, heute Vizedirektorin des Kulturzentrums in Ratibor. Während des fünf Monate langen Stipendiums kann man in den Alltag eines Bundestagsabgeordneten eintauchen, aber auch den Bundestag nicht nur als Tourist, sondern auch als ein normaler Mitarbeiter besichtigen und erforschen. Man bekommt einen Ausweis, der ein freies Bewegen durch alle Parlamentsgebäude ermöglicht. All diese Gebäude sind miteinander durch Korridore, die unter dem Fluss verlaufen, verbunden, was für Anna Kokolus eine Neuigkeit war.
Der Deutsche Bundestag vergibt mit der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Technischen Universität Berlin jährlich etwa 120 Stipendien für junge Hochschulabsolventen aus 44 Nationen. Darunter sind, außer Polen beispielsweise Kroatien, Litauen, Griechenland, Ägypten, Russland, Zypern, USA oder Kanada. „Das Kennenlernen all dieser tollen Menschen, die an diesem Programm teilnehmen, ist ebenfalls sehr bereichernd. Diese Kulturmischung ist eine wundervolle Erfahrung und ein tolles Erlebnis. Das ist, meiner Meinung nach, eines der besten Stipendienprogramme“, sagt Anna Kokolus.
Das Programm richtet sich an Hochschulabsolventen (mindestens Bachelor) in einem beliebigen Studienfach, die sehr gute Deutschkenntnisse und ein ausgeprägtes Interesse an politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen sowie an deutscher Geschichte haben. Außerdem darf zum Zeitpunkt des Programmbeginns das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet sein. Das Parlamentsstipendium findet in der Zeit vom 1. März bis 31. Juli 2020 statt.
Das Anmeldeverfahren erfolgt durch die deutsche Botschaft in Warschau und ist zweistufig. Zuerst muss man das Anmeldeformular ausfüllen und die nötigen Unterlagen einsenden. In der nächsten Etappe werden die Bewerber zu einem Auswahlgespräch eingeladen, und erst danach werden die Personen ausgewählt, die an dem Programm teilnehmen werden. „Das Auswahlgespräch erfolgt in deutscher Sprache und die Fragen beziehen sich u.a. auf die politische und internationale Lage. Es ist gut, sich für dieses Gespräch entsprechend vorzubereiten”, betont Anna Kokolus.
Die genaue Beschreibung des IPS-Programms und die Einzelheiten zum Anmeldeverfahren, das am 31. Juli 2019 endet, gibt es auf den Internetseiten des deutschen Bundestags und der deutschen Auslandsvertretungen in Polen: