
160 Jubiläum der Trauung von Johanna und Hans Ulrich Schaffgotsch (Text+Audio)
In der Maria-Himmelfahrt-Kirche in Beuthen wurde am 13. November 2018 ein Hochamt zelebriert aus Anlass des 160. Jubiläums der Trauung von Johanna und Hans Ulrich Schaffgotsch. Zur Heiligen Messe kamen auch die Vertreter der Adelsfamilie aus Deutschland. Das Hochamt wurde zelebriert von Bischof Jan Kopiec.
Die oberschlesische Linie der Familie Schaffgotsch war eine der reichsten Familien in Oberschlesien, sogar in ganz Europa. Dank Ihnen erblühte Beuthen und ganz Oberschlesien. Ganz besonders war für Oberschlesien und Oberschlesier Johanna Gräfin von Schaffgotsch – dank ihrer Außergewöhnlichkeit und Ihrem Vermögen.
Aschenputtel Schlesiens
So wird oft Johanna bezeichnet, denn sie stammte aus einer einfachen Arbeiterfamilie, wurde aber zu einer Unternehmerin, einer Adligen, Gattin eines Grafen und starb schließlich als eine der reichsten Frauen Oberschlesiens. Johanna Gräfin von Schaffgotsch, geborene Gryczik, wurde am 29. April 1842 in Poremba (Landkreis Beuthen) geboren.
Nachdem ihr Vater verstorben war und die Mutter kein Interesse an der Tochter zeigte, ging Johanna zu Karl Godulla, einem Großindustriellen. Johanna wuchs auf dem Schloss Schomberg auf. Karl Godulla, der ohne Nachkommen blieb, adoptierte Johanna Gryczik und setzte seine Adoptivtochter als alleinige Erbin seines Besitzes ein. Johanna Gryczik erbte ein Vermögen von etwa zwei Millionen Taler, bestehend aus vier Zinkhütten, 18 Galmeischächten und 40 Kohlegruben.
Nachdem Johanna den Grafen Hans Ulrich von Schaffgotsch kennenlernte und sich in ihn verliebte, musste sie erst in den Adelstand erhoben werden (durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen), um Hans Ulrich heiraten zu können. Sie bekam den Namen Johanna Gryczik von Schomberg-Godulla. Nach der Hochzeit lebte das Ehepaar auf dem Schloss Koppitz bei Grottkau, wo sie vier Kinder bekommen haben: Elisabeth, Clara, Hans Karl und Eleonore. Johanna von Schaffgotsch starb am 21. Juni 1910 in Koppitz, ihr Ehemann im Jahr 1915.
Was vor 160 Jahren begonnen hat
Während der Jubiläumsmesse in Beuthen konnte man vom Altar nur Lobensworte über das Ehepaar hören: „Die Hochzeit war der Anfang der großen Veränderungen in der Region Oberschlesien, denn mit aller Kraft und vielen Mitteln verbesserte das Ehepaar Schaffgotsch das Leben der Bewohner. Kleine Dörfer verwandelten sich in schöne Stadtteile, die das oberschlesisches Industriegebiet geprägt haben. Es ist ein sehr breites Thema und, dank sei Gott, können sich die Historiker jetzt diesem Thema widmen. Wir sollten für die Güter danken, die dank dem Ehepaar hier entstanden sind und von denen wir noch heute profitieren. Vor 160 Jahren gab es noch keine Kirchen oder andere Bauten, heute sind sie da.“
Das Wort ergriff auch ein Nachkomme, der Namensträger Hans Ulrich Graf von Schaffgotsch: „Was für ein Glück haben wir, dass wir uns heute daran erinnern können, was vor 160 Jahren begonnen hat. Es freut mich, dass die Menschen nach so vielen Jahren sich noch an sie erinnern. Johanna hatte Herz, sie wusste woher sie kam bis an ihr Lebensende. Sie hatte die Devise: Nur ein glücklicher Arbeiter macht seine Arbeit gut.“
Das Ehepaar Schaffgotsch machte sehr viel für die ortsansässige Bevölkerung, sie schufen nicht nur Arbeitsplätze, sondern bauten auch Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und vieles mehr. Teilweise stehen die Gebäude bis heute und dienen weiterhin der Bevölkerung.
Wiederbelebung der Erinnerung und Würdigung
In der Zeit der Volksrepublik Polen konnte man über Adelsfamilien, darunter auch über die Familie Schaffgotsch, nicht erzählen. Wenn schon, dann wurden nur die schlimmsten Sachen gesagt. Nach jahrelangem Schweigen kann und soll man jedoch die Geschichte der Familie Schaffgotsch und ihrer Verdienste wiederbeleben. Die ganze Initiative der Feier des 160. Hochzeitstages entstand schon vor fast zwei Jahren, nämlich als das Thema der Renovierung des Mausoleums in Koppitz aufgekommen ist, wo Johanna von Schaffgotsch und ihr Mann bestattet wurden.
Mehr zum Thema der Familie, der Jubiläumsmesse und des Mausoleums gibt es in dem Radiobeitrag, wo zu Wort Arkadiusz Kuzio-Podrucki (Historiker, Zentrum der Schlesischen Kultur in Naklo/Nakło Śląskie), Maciej Mischok (Betreuer des Erbes der Familie Schaffgotsch,) und Hans Ulrich Graf Schaffgotsch kommen:
Es besteht die Möglichkeit die Renovierung des Familienmausoleum der Familie von Schaffgotsch zu unterstützen sowohl in Form einer Überweisung auf das Bankkonto welches auf der Internetseite mauzoleumkopice.pl zu finden ist, wie auch in Form einer Spende in Höhe von 35 PLN (Plus Versandkosten) für die Sie einen Kalender erhalten. Es besteht auch die Möglichkeit den Kalender selbst abzuholen. Mehr Informationen darüber finden Sie auf der Internetseite.
ap