Schwierige aber wichtige Themen
Acht Jugendliche aus zwei Partnerkreisen – dem Landkreis Ratibor und dem Märkischen Kreis in Deutschland - nahmen an einem Austauschprojekt teil, bei dem sie auf Spurensuche der deutsch-polnischen Geschichte während des zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur gingen. Sie haben sich im Oktober kennengelernt, als die polnische Gruppe im Märkischen Kreis zu Gast war. Nun fand die Gegenvisite in Schlesien statt.
„Wege zur Erinnerung – sind Chancen für die Zukunft“ – Unter diesem Titel fand das Austauschprojekt statt. An dem Vorhaben nahmen vier Schüler aus dem 1. Lyzeum in Ratibor und vier Schüler aus dem Zeppelin-Gymnasium in Lüdenscheid teil. Julia und Emilia Larysz, Viktor Hütter und Bartlomiej Placzek aus Ratibor und Amy Slimok, Antonie Paul, Isabel Gasparovic und Johanna Blümel aus Lüdenscheid haben zwei fünftätige Projektbesuche hinter sich. In den Tagen vom 4. bis zum 8. Oktober war die Gruppe aus Ratibor in Lüdenscheid im Märkischer Kreis, samt Betreuer, zu Gast. Fünf Tage lang haben die Jugendlichen gemeinsam das Thema des Zweiten Weltkrieges erforscht um dann eine Videoreportage als Zusammenfassung zu produzieren. Und das Thema ist nicht einfach. Propaganda und Ideologie der Nationalsozialisten, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, Arbeits- und Konzentrationslager, der Zweite Weltkrieg in Polen und Deutschland, Gestapo und SS – das sind nur einige Themenbereiche, mit denen sich die Jugendlichen in Lüdenscheid im Oktober befasst haben.
Bei der Gegenvisite der Jugendlichen aus dem märkischen Kreis in Ratibor in den Tagen vom 23. bis zum 27. November wurde das Thema fortgesetzt. Um ihm näher zu kommen, plante Karolina Kunicka, Partnerschaftsbeauftragte des Landkreises Ratibor, neben Aktivitäten in Ratibor, auch einen Besuch in Krakau und in Auschwitz. In Krakau besichtigten die Teilnehmer das Oskar-Schindler-Museum. Dort erfuhren sie viel über die Geschichte der Stadt Krakau während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg und über das Leiden der jüdischen Bevölkerung. Am Nachmittag erforschte die Gruppe dann das ehemalige Krakauer Ghetto und das jüdische Viertel. Am dritten Projekttag besuchten die Teilnehmer des Projektes die Gedenkstätte in Auschwitz und das ehemalige Vernichtungslager Birkenau.
Für die gesamte Gruppe ein emotionaler und bedrückender Besuch. Julia, Emilia, Viktor und Bartek aus dem 1. Lyzeum in Ratibor sind der Meinung, dass das gemeinsame deutsch-polnische Erkunder der Geschichte sowohl im Ratiborer als auch im Märkischen Kreis sehr bereichernd war:
Schwierig, emotional und bedrückend. So ist die Geschichte des zweiten Weltkrieges. Sowohl beim ersten Teil des Austauschprojektes im Märkischen Kreis im Oktober als auch im Kreis Ratibor vor wenigen Tagen, mussten die Jugendlichen aber auch schwer Arbeiten. Im Märkischen Kreis haben Sie eine Video-Reportage vorbereitet. In Ratibor sollte als Zusammenfassung eine Fotoreportage entstehen. Das richtige Handwerkszeug dafür gab ihnen Gabriela Habrom-Rokosz an die Hand während eines einführenden Workshops. Mit kreativen und praktischen Übungen lernten die Schüler, was ein gutes Foto ausmacht und was man beim Fotografieren in Gedenkstätten beachten muss.
Um ihre Fotos und Eindrücke weiterzugeben, bereiteten sie anschließend eine Präsentation für die Deutschkurse des 1. Lyzeums in Ratibor vor, die für den letzten Projekttag auf dem Programm stand. Vor rund 70 Schülern stellten sie ihre Foto-Arbeiten und die thematischen Schwerpunkte, als einer Art Zusammenfassung, vor. Obwohl das Thema schwierig war, betonten die Jugendlichen dass es wichtig war und sind der Meinung, dass gerade das Thema des Zweiten Weltkrieges, des Antisemitismus, Nationalismus oft und genau besprochen werden muss. Warum? Die Antwort lernen Sie gleich kennen, denn nach der Präsentation der Fotoreportagen in Ratibor konnte ich auch mit Amy, Johanna, Isabell und Antonie aus Lüdenscheid über ihre Eindrücke und die Highlights des Projektes sprechen:
Die Teilnehmer des Austauschprojektes hatten auch in der Schule in Ratibor eine Unterrichtsstunde zum Thema Vorurteile, doch das Projekt selbst hat ihnen viel in diesem Bereich bewusst gemacht.
Die Partnerkreise haben schon zum zweiten Mal ein Austauschprojekt für Jugendliche veranstaltet. Im Jahr 2018 konnten Jugendliche aus gleichen Schulen an dem Projekt „Junge Journalisten auf der Spur der außergewöhnlichen deutsch-polnischen Beziehungen, in den Kriegsgezeichneten Gebieten“ mitmachen. Die gegenseitige Besuche erlaubten damals Spuren des Deutschtums im Ratiborer Kreis und polnische oder schlesische Spuren im Märkischen Kreis zu entdecken. Neben Besichtigungen von Orten mit deutsch-polnischer Geschichte im Hintergrund haben die Jugendliche auch zahlreiche Gespräche und Interviews geführt mit Deutschen im Kreis Ratibor und Schlesiern und Polen im Märkischen Kreis. Das Endergebnis des Projektes vom letzten Jahr waren Zeitungsartikel und Präsentationen. Das gemeinsame Verarbeiten der Geschichte des zweiten Weltkrieges hat für Verständnis gesorgt, Vorurteile abgebaut und die Freundschaft zwischen den Partnerkreisen, dem Märkischen Kreis und dem Landkreis Ratibor befestigt. So Grzegorz Swoboda, Landrat des Landkreises Ratibor.
Das Projekt "Wege zur Erinnerung - sind Chancen für die Zukunft" haben die Partnerkreise, der Landkreis Ratibor und der Märkische Kreis aus Deutschland durchgeführt. Die Realisierung des Projektes mit den Gegenseitigen Besuchen und der gemeinsamen Erkundung der Geschichte, war möglich dank finanzieller Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks.