Vorstand und Präsidium entlastet

Am 17. Mai 2019  haben sich die Delegierten des Deutschen Freundschaftskreises im Bezirk Schlesien in Deutsch Zernitz versammelt.

Das oberste Organ des Vereins der Deutschen in der Wojewodschaft Schlesien tagte fast fünf Stunden lang. Die Versammlung begann um 16 Uhr und umfasste zahlreiche Ansprachen der eingeladenen Gäste und 17 Programmpunkte. Die Sitzung eröffnete der Vorstandsvorsitzende Martin Lippa, der das Tagesprogramm vorstellte und den Versammelten eine konstruktive und erfolgreiche Sitzung gewünscht hat. Nach der Wahl des Versammlungsleiters und -sekretärs kamen die eingeladenen Gäste zu Wort. Die Versammlung besuchten Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten bei der FUEN, Joanna Janecka, die Leiterin der Abteilung für Zusammenarbeit mit Institutionen und nationalen Minderheiten vom Schlesischen Woiwodschaftsamt, Henryk Siedlaczek, Mitglied des Schlesischen Sejmiks, Grzegorz Franki, der Vorsitzende des Verbands Związek Górnośląski, Marek Plura, EU-Abgeordneter und im Namen der Konsulin aus Oppeln hat Leonard Malcharczyk das Wort ergriffen. Ein Großteil der Reden der eingeladenen Gäste war auch mit den an diesem Tag noch bevorstehenden Wahlen zum EU-Parlament und dem Antrag von Marek Plura um Unterstützung bei den Wahlen verbunden. Die Delegierten des DFK Schlesien haben diese Bitte positiv entschieden und die Unterstützung für Marek Plura bei den EU-Wahlen in einem Beschluss gefasst. Außer den Beschlüssen über die Entlastung des Präsidiums und des Vorstandes wurden noch zwei weitere Beschlüsse gefasst. Der Vorstand wurde beauftragt, die Höhe der Abführung der Mitgliedsbeiträge durch die Ortsgruppen und Kreisverbände zu vereinheitlichen (es geht um die Interpretation der Vorschriften, die derzeit gültig sind). Der zweite Beschluss betraf den Vorsitzenden der Revisionskommission,. Willibald Fabian wurde zum Vorsitzenden der Ortsgruppe Ratibor-Zentrum gewählt, und somit hat er den Vorsitz in der Revisionskommission gekündigt, da die Satzung die Verbindung dieser Aufgaben nicht erlaubt. Die Delegierten haben jedoch beschlossen, dass Willibald Fabian bis zu den bevorstehenden Wahlen als amtierender Vorsitzender der Revisionskommission arbeiten darf.

„Die Sprachbildung ist die wichtigste Aufgabe“

Bernard Gaida betonte in seiner Rede die Bedeutung des DFK Schlesien für das Schicksal der deutschen Minderheit in Polen: „Es ist für mich wichtig bei Eurer Versammlung zu sein, die Berichte zu hören und somit die Möglichkeit zu haben, die Lage der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien einzuschätzen. Wir sind als Deutsche in Polen immer noch die größte Gesellschaft. Wir sind rund 70.000 Mitglieder und rund 500 Begegnungsstätten polenweit. Alleine in Oberschlesien, also aufgeteilt in die Gesellschaften in den Woiwodschaften Schlesien und Oppeln, sind 400 von den 500 Gesellschaften aktiv. Man kann also sagen, dass Oberschlesien die Verantwortung für die deutsche Minderheit in ganz Polen trägt. Von Eurer Aktivität ist die Kondition der deutschen Minderheit in Polen abhängig. Alles, was vor uns liegt: kulturelle Veranstaltungen, Kurse und die diesjährigen Wahlen in den Strukturen sind sehr wichtig. Die gewählten Vorstände werden für die nächsten vier Jahre nämlich diese Verantwortung tragen. Ich kann nur appellieren, betrachten Sie das sehr ernst“. In seiner Rede unterstrich Bernard Gaida auch die Wichtigkeit der sprachlichen und geschichtlichen Bildung der Kinder und Jugendlichen, sowohl in den Schulen als auch zu Hause. Er schilderte auch die Situation des Deutschunterrichts als Fremdsprache und Minderheitensprache in den Klassen sieben und acht der Grundschulen. Es geht um das Verbot seitens des Bildungsministeriums, die zwei Unterrichtsweisen zusammen zu führen, was wiederum dazu führen kann, dass die Jugendlichen Unterrichtsstunden in Deutsch verlieren werden. Bernard Gaida unterstrich:  „Die Sprachbildung ist die wichtigste Aufgabe, die wir haben, besonders im Hinblick auf die junge Generation. Die ältere Generation braucht die Sprachbildung in Deutsch nicht so sehr  wie die Jugend, weil die ältere Generation noch ein starkes Identifikationsgefühl hatte. Ohne die deutsche Sprache können wir die deutsche Identität bei Jugendlichen und Kindern nicht bewahren.“ Der VdG-Vorsitzende appellierte an die Mitglieder und die Mitarbeiter der DFK-Bezirksdienststelle, sich dem Thema Bildung mit besonderer Aufmerksamkeit zu widmen.

Schwache Präsenz

Laut der Satzung des DFK Schlesien kann die Delegiertenversammlung rechtskräftige Beschlüsse nur dann fassen, wenn mindestens die Hälfte der Stimmberechtigten anwesend ist. Von den 68 Delegierten des DFK Schlesien waren bei der Versammlung in Deutsch Zernitz nur 38 anwesend, womit sich die Situation vom Vorjahr wiederholte, wo ebenfalls nur 38 Delegierte an der Versammlung teilgenommen haben. Wie im Jahr zuvor, so auch 2018 in Deutsch Zernitz, fehlten die meisten Delegierten aus dem Kreisverband Ratibor, der 18 Delegierte hat und vor Ort nur vier an der Versammlung beteiligt waren. Die Lage des DFK-Kreisverbandes Ratibor ist derzeit schwierig, wegen Problemen mit den Finanzen und der Buchhalterin des Kreisverbandes. In der Diskussion wurde sogar danach gefragt, inwieweit die schwache Präsenz Ratibors mit diesem Anliegen verbunden ist. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Ratibor hat jedoch versichert, dass die fehlenden Delegierten einfach berufliche oder private schon früher festgelegte Termine hatten, was ihnen die Teilnahme an der Delegiertenversammlung nicht ermöglicht hat.

Zusammenfassung und Pläne

In dem Tätigkeitsbericht des Bezirksvorstandes hat der Vorstandsvorsitzende Martin Lippa auf die wichtigsten Ereignisse und Aspekte des vergangenen Jahres hingewiesen und das Tätigkeitsfeld des Büros des DFK Schlesien in Ratibor vorgestellt: „Die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit unseren Strukturen wird immer besser. Ich bin mir sicher: Nie wurde Hilfe, Beratung oder Unterstützung abgesagt“.  Martin Lippa fasste in seinem Bericht auch die finanzielle Lage zusammen, die er als „gut“ bezeichnet hat und bedankte sich bei den Unterstützern – deutschen und polnischen Behörden, Organisationen und Politikern. Die Delegierten haben auch, wie in den letzten acht Jahren, den Tätigkeitsbericht in Form eines gedruckten Jahresberichtes, bekommen. Die einzelnen Projekte wurden daher vom Vorsitzendem Lippa nicht besprochen, aber Zahlen und Finanzierungsquellen wurden genannt: „Im Jahre 2018 haben die Ortsgruppen unserer Organisation circa 1000 kulturelle Projekte durchgeführt. Diese wurden finanziert aus Mitteln des Konsulates in Oppeln, der Stiftung für Entwicklung Schlesiens und im Rahmen des Projektes der Begegnungsstättenarbeit“. Betont wurde auch die Zusammenarbeit mit den Partnern in Deutschland, wie beispielsweise Landsmannschaften und Partnerorganisationen, und die Wichtigkeit der Auszeichnung der Personen, die die Kontakte seit vielen Jahren pflegen und unterstützen. Den Tätigkeitsbericht, den der Vorsitzende Lippa präsentierte, ergänzte eine Präsentation der Redaktion, die beim Deutschen Freundschaftskreis im Bezirk Schlesien tätig ist. Außerdem hat der Vorsitzende auch den Arbeitsplan des Vorstandes des Deutschen Freundschaftskreises im Bezirk Schlesien präsentiert. Der vorgestellte Rahmenplan umfasste fünfzehn Punkte. Der Vorstand will dieses Jahr Initiativen zur Entwicklung der deutschen Kultur in der Woiwodschaft Schlesien fördern, die Deutschen in Schlesien repräsentieren, finanzielle Unterstützung für die satzungsgemäße Tätigkeit besorgen und die Zusammenarbeit mit Selbstverwaltungen und Organisationen aus Deutschland pflegen. Der Rahmenplan beinhaltete auch Punkte zur medialen Tätigkeit des DFK. Der Vorstand möchte weiterhin die Radiosendungen produzieren, das Internetradio fördern und das Kulturbulletin herausgeben. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit der medialen Abteilung des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen (ehem. Pro Futura) vertieft werden und das Streben nach einer zusätzlichen Sendezeit in öffentlichen Sendern nicht enden. Weiterhin soll auch die Internetseite des DFK modernisiert und aktualisiert und die Tätigkeit des DFK im Internet, bei Veranstaltungen und in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Der Rahmenplan umfasste auch die Veranstaltung der Wahlversammlung der Delegierten im November 2019, die Organisation der Veranstaltung aus Anlass 25 Jahre Wiederenthüllung des Eichendorffdenkmals in Ratibor und zweier Veranstaltungen im Jahr 2020: „Wir werden sowohl 30 Jahre DFK Schlesien feiern als auch 75 Jahre Oberschlesische Tragödie und das Ende des Zweiten Weltkrieges“, so Martin Lippa. Zu den vorgestellten Punkten des Rahmenplans gehörte auch die Fortsetzung der Tätigkeiten in Richtung der zweisprachigen Ortsbenennung, der Modernisierung der Büros und der effektiven Ausnutzung des Status der gemeinnützigen Organisation.

Jahr der Wahlen

Die Delegierten des Deutschen Freundschaftskreises im Bezirk Schlesien werden sich dieses Jahr noch einmal treffen. Im Herbst werden Wahlen in den Bezirksvorstand stattfinden. Bis zum 30. Juni haben die Ortsgruppen noch Zeit eine Wahlversammlung zu veranstalten. Dann sind die Kreisverbände an der Reihe. Hier muss die Wahlversammlung in dem Zeitraum vom 1. Juli bis zum 30. September stattfinden. Letzter Abgabetermin der Wahldokumente ist der 15. Oktober. Danach werden Wahlen für den Bezirksvorstand des Deutschen Freundschaftskreises im Bezirk Schlesien stattfinden.